Hamburg erstickt!
Zu viele Autos auf zu wenig Straßen. Hamburgs Autofahrer stehen täglich im Stau, und das nicht nur zur Rushhour. Von der Möglichkeit, sein Fahrzeug ordnungsgemäß irgendwo abstellen zu können, will ich gar nicht anfangen. Der Trend geht pro Familieneinheit zum Drittauto. So kann das natürlich nicht weitergehen - irgendwann bekommen wir pariser- bzw. istanbuler Verkehrsverhältnisse.
Gängige Praxis der hamburgischen Behörden und der Politik ist es, das Autofahren unpopulär zu machen, indem keine Rücksicht im Baustellenmanagement auf die Autofahrer genommen wird, Parkplätze wegrationalisiert werden, Haltebuchten für Busse des öffentlichen Nahverkehrs zurück gebaut werden, so dass der fließende Verkehr bei jeden Bus-Stop extra warten muss oder dass die Regelung für Neubauten, entsprechende Parkplatzmöglichkeiten pro Wohneinheit mit einzuplanen, gekippt wurde. Traurig, aber der hamburger Autofahrer hat über die Jahre gelernt mit diesen Schikanen zu leben. Wohl oder übel.
Jeder, der in der Lage ist, das Morgen mit einzuplanen, wird sehen, dass dies so nicht weitergehen kann und nicht zukunftsfähig ist. Weder die steigenden Massen von Autos, noch die Verkehrspolitik des unausgedrückten Grolls dem Autofahrer gegenüber. Glücklicherweise hat auch die Hamburger Politik dies (zumindest teilweise) erkannt. Es ließe sich lediglich über die Umsetzung streiten - wie immer!
Den öffentlichen Nahverkehr zu stärken und attraktiver zu machen, ist ein lang verfolgtes und teilweise auch konsequent umgesetztes Vorhaben der Stadt. Auch wenn die Busbeschleunigung und deren Bauarbeiten scharf kritisiert wurden, ist dies mit Sicherheit ein richtiger Ansatz, der weiter verfolgt werden sollte. U-Bahn-Linien sind dazugekommen, wie beispielsweise die U4 oder der Ausbau der S-Bahn zum Airport und weiteres ist in der Planung. Die Frequentierung der Haltestellen ist, bis auf ein paar Ausnahmen in den Außen- und Randbezirken vertretbar. Es ließen sich durchaus noch Verbesserungen in der Preisgestaltung für Bus und Bahn vorstellen, doch dies ist ein anderes Thema.
Den Fahrradfahrer in der Stadt zu stärken und die Hamburger Bevölkerung auf die Fahrräder zu bekommen ist ein logischer, nächster Schritt, den ich konsequent und logisch finde. Abgesehen von der Tatsache, dass man damit Autos von den Straßen holt, ist dies eine weitere Maßnahme zum Umweltschutz und läßt die trägen Menschen Ihre müden Knochen und Muskeln in Bewegung bringen; ein weiterer Schritt in Richtung: gesunde Bürger! Also ein durchweg lohnender Ansatz.
Eine erste, deutlich sichtbare Maßnahme war die Einführung des StadtRADs. Ein super Konzept, unterdessen erstklassig umgesetzt!
Eine zweite, deutlich sichtbare Maßnahme war die flächendeckende Implementierung des Carsharings, von Car2go, DriveNow und Kollegen. Ein absolut zukunftsweisendes Projekt, welches weiter ausgebaut und verstärkt werden muss. Für Großstädte ideal!
Eine dritte, auch deutlich sichtbare Maßnahme, ist das Vorhaben, den Radfahrer vom Radweg runter und auf die Fahrbahn zu bekommen; die Hamburger können ein Lied davon singen, sowohl die Auto-, wie auch die Fahrradfahrer. Es gibt praktisch keine neue Straße oder Straßensanierung, bei der dies nicht zu bemerken ist.
Abgeschaut hat man sich dieses Konzept aus Kopenhagen und Amsterdam. Dies sind zwei Städte, in denen die Kraft- und Fahrradfahrer in einer ausgezeichneten Symbiose leben. Dort gibt es ganze Fahrstreifen nur für Fahrradfahrer; und zur Hauptverkehrszeit sind diese "Fahrradwege" voll mit Fahrradfahrern, ein phantastisches Bild. Zugegeben, als Hamburger, der so etwas in dieser Form nicht kennt, durchaus gewöhnungsbedürftig. Dass man dies zum Vorbild nimmt und Anstrengungen unternimmt, die das gleiche Ziel verfolgen, ist richtig.
Sicher, Hamburg muss den Fahrradfahrer weiter aufwerten und das Fahrradfahren noch attraktiver machen! Aber wie das dann so ist: neues Konzept, Brechstange raus - und LOS!
Hamburg macht mit diesen ganzen neuen Fahrradwegen einen grundlegenden Fehler. Ein geistreicher Politiker oder Bürokrat hat ein tolles neues Konzept, und ohne eine zuvor gründlich ausgearbeitete Status Quo-Analyse zu machen wird losgelegt - der Bürger wird sich schon daran gewöhnen!
Was möchte ein "normaler" Fahrradfahrer, wenn er nicht einfach nur zum Spaß am Sonntag einen Ausflug macht? Er möchte kurze, schnelle Wege ohne viele rote Ampeln oder Stops. Ist dies doch der große Vorteil gegenüber dem Autofahrer. Fahrradfahrer nutzen in der Regel den schnellsten und am besten ausgebautesten Weg. Wenn es der Radweg ist, nehmen sie den Radweg, wenn es die Fahrbahn ist, nutzen Sie die Fahrbahn, wenn es der Fußweg ist, nutzen Sie den Fußweg (ob erlaubt oder nicht) und wenn eine Kombination aus allem der leichteste und schnellste Weg ist, wird kombiniert.
Dies ist jetzt kein Rechtfertigungsschreiben für die Unarten und zum Teil halsbrecherischen & verbotenen Fahrmanöver der Fahrradfahrer. Es ist mehr eine Situationsanalyse der momentanen Szene. Und was spricht denn dagegen, den Fahrradfahrern genau dieses zu geben? Schnelle, gut ausgebaute Fahrradwege? Breit und mit möglichst wenig Unterbrechungen oder Stops - mit wenig bis gar keinen Ampeln. Gern auch auf der Fahrbahn; dann aber mit spürbaren Grünphasen - von Eppendorf bis in die Innenstadt, ohne einmal anhalten zu müssen!
Aber dazu müsste man zuerst die Hauptverkehrswege der Fahrradfahrer kennen und diese dann entsprechend einführen. Die Strategie: "Auf jeder größeren Straße und bei jeder Sanierung wird ein Radweg auf die Straße “gepinselt" führt zu einer Verwirrung, sowohl für den Fahrradfahrer wie auch für die Kraftfahrer. Verkehrssicherheit, die hier auch immer gern zitiert wird, geht anders.
Kopenhagen und Amsterdam haben jahrzehnte lange Einführungs- und Entstehungsphasen für dieses Konzept gehabt, in der sich die Fahrrad- sowie Kraftfahrer aufeinander einstellen konnten. Diese beiden Städte sind nicht über Nacht zur „Fahrradstadt“ geworden, weil Politiker sich dies so ausgedacht haben. Dieser Gewöhnungs- und Anpassungsprozess wird in Hamburg einfach übersprungen.
Sich auf die Hauptverkehrswege der Fahrradfahrer zu konzentrieren und diese intelligent, und "barrierefrei" für die Fahrradfahrer zu gestalten wäre lohnender, anpassungsfreundlicher, umweltschonender, effektiver und letztlich für die Radfahrer auch sicherer.
Haben Sie schon mal versucht mit dem Fahrrad auf einer großen Kreuzung, auf der ein Radweg in die Kreuzung "gemalt" wurde, links abzubiegen - am besten zur Rushhour? Beispielsweise Weidestraße/Herderstraße stadteinwärts?
Lieber Städteplaner, nur zu! Nachmittags um 17 Uhr bitte - wenn Sie sich trauen!
Dies ist nur eins von vielen Beispielen.
Vielleicht sollte man tatsächlich einmal die Fahrradfahrer der Stadt befragen oder wirklich beobachten, um vernünftige und intelligente Planung bewerkstelligt zu bekommen. Und dann sollte man vielleicht mit einfachen und leicht verständlichen Hauptverkehrswegen für Fahrradfahrer anfangen bevor man komplizierter wird.
Die Stadt Hamburg hat in diesem Zuge ein neues Verkehrszeichen entdeckt und ausgegraben: Zeichen 244, Fahrradstraße. Auch wenn es nicht unüblich ist, den Verkehr für andere Fahrzeuge als Fahrräder frei zu geben, gehört dieses Verkehrszeichen immer noch zu den Vorschriftszeichen, und Fahrradstraßen werden mit bestimmten Zielsetzungen eingerichtet. Warum der Harvestehuder Weg zur Fahrradstraße gemacht wurde, erschließt sich mir nicht einmal im Ansatz. Abgesehen vom vorhandenen Fahrradweg neben der Fahrbahn. Wenn Sie einmal "Krieg auf der Straße" sehen wollen, schauen Sie dem Treiben Morgens 30 Minuten vor Schulbeginn zu. Verkehrssicherheit? Aufwertung des Fahrradfahrers? Fehlanzeige!
Fahrschule Winterhude
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