An was denken Sie, wenn Sie an „Fahrlehrer“ denken?
An Quälereien mit der Kupplung? Parken? An Typen, die ihre Hände nicht unter Kontrolle halten können? Oder an blöde Sprüche, die alle gängigen Klischees über Männer und Autos sowie Frauen und Parken in voller Bandbreite bedienen? Denken Sie an Theorie-Unterricht, der mehr eine langweilige Pflichtveranstaltung war, in der das größte Highlight ein guter Witz war? An Fahrstunden, nach denen Sie dachten: Jetzt kann ich gar nichts mehr, oder an: Habe ich heute eigentlich was gelernt? Kann es auch sein, dass sie Fahrlehrer für Menschen halten, die dem Fahrschüler nur das Geld aus der Tasche ziehen wollen? Desinteressierte, mißemotionale Typen, wo man froh ist, sie nie wieder sehen zu müssen?
Oder denken Sie dabei an Menschen, von denen Sie das Gefühl hatten, dass sie ein echtes Interesse daran hatten, Ihnen etwas beizubringen? Typen, von denen Sie merkten, dass ihr Tun mit Sinn und Verstand durchstrukturiert war, die Sie und Ihre Schwierigkeiten beim Erlernen des Autofahrens ernst genommen haben und Ihnen wirkliche Hilfe zukommen ließen? Denken Sie dabei an Menschen, die spürbar bemüht waren, gute Arbeit zu leisten und mit denen Sie als Team zusammen daran gearbeitet haben, das Fahren nicht nur zu erlernen, sondern auch die Prüfung tatsächlich zu schaffen?
Wenn zweiteres auf Sie zutrifft, sind Sie zu beglückwünschen, da Sie in diesem Falle mit Sicherheit eine gute Fahrlehrerin oder Fahrlehrer erwischt hatten!
Die gängige Meinung und öffentliche Wahrnehmung läuft leider oft auf das Erstere hinaus.
Wie es zu solch einem Bild eines Berufsstandes kommt, ist nicht mein heutiges Thema, es muss aber leider mit angesprochen werden, da der Berufsstand: Fahrlehrer in einer echten Klemme steckt: Es gibt keinen Nachschub! Die Fahrlehrerschaft überaltert langsam und es rücken keine neuen und jüngeren Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer nach.
Schlaue Menschen werden Ihnen jetzt erzählen, dass es daran liegt, dass die Bundeswehr keine Fahrlehrer mehr ausbildet oder dass es daran liegt, dass der Beruf des Fahrlehrers kein anerkannter Ausbildungsberuf ist. Und auch wenn beide Argumente faktisch stimmen, sind dies für mich nicht die einzigen Gründe. Leider existiert hier auch ein Imageproblem! Und manchmal leider auch Aktionen, die dieses Bild bestätigen.
Der pädagogische Aspekt
Aber nichts desto weniger möchte ich eine Lanze für den Beruf des Fahrlehrers brechen!
Auch wenn es vielleicht noch nicht bei allen bis zur letzten Konsequenz durchgedrungen ist, handelt es sich beim Fahrlehrer doch grundsätzlich um einen Lehrberuf, sprich um einen pädagogischen. Vielleicht stellt dies für den einen oder anderen schon ein Problem dar, denkt man doch gleich an die Schule und irgendwelche blöden Lehrer, die Fächer unterrichten, die keinen Menschen interessieren und dann auch noch schlecht darin sind.
Aber Menschen, die anderen etwas beibringen, genießen ein großes Privileg, das nicht vielen Berufen zuteil wird – sie arbeiten mit Menschen zusammen, bringen ihnen etwas bei, das sie vorher nicht kannten oder konnten und produzieren auf diese Weise Selbstständigkeit und Sicherheit! Allein diese Tatsache verursacht doch ein Hochgefühl! Was gibt es besseres als das? Leute selbstständiger und sicherer zu machen?
Klar, mit Menschen eng zusammenzuarbeiten ist nicht für jeden etwas. Immerhin hat man auch mit den Unzulänglichkeiten des Menschen zu tun. Und der Gedanke Menschen selbstständiger zu machen, erfreut auch nicht alle. Dieser Tatsache wird nicht gern ins Auge gesehen, ist aber gelegentlich zu beobachten. Und auch nicht alle Menschen sitzen gern im Auto. Das Auto ist schließlich unser Arbeitsplatz!
Es bietet noch andere schöne Seiten. Man lernt unheimlich viele verschiedene Menschen kennen, talentierte, untalentierte, nette aber auch blöde, lustige und ernste, saubere und schmutzige, welche die es lernen wollen und welche die es müssen, ohne es wirklich zu wollen. Welche, die es gut lernen und welche, die denken, dass sie schon alles können. Es gibt draufgängerische und ängstliche Schüler. Die ganze Palette menschlicher Eigenarten und Emotionen lernt ein Fahrlehrer kennen. Wer mit den vielen Facetten des menschlichen Verhaltens nichts anfangen kann, oder der dies lieber meidet – für den ist der Fahrlehrerberuf in der Tat nichts. Und auch wenn der Umgang mit vielen verschiedenen Menschen nicht nur Vorteile bietet, stellt es doch eine ungeheuer große Herausforderung dar!
Im Laufe der Jahre lernt man so unfassbar tolle Menschen kennen. Aber selbstverständlich auch Menschen, die einem nicht liegen. Und auch mit denen klar zu kommen, sie trotzdem genauso auszubilden als wären es die eigenen Kinder, ist eine Aufgabe an der man selbst immens wachsen kann.
Als Fahrlehrer/In hat man sehr viel mit jungen Menschen zu tun, was einen irgendwie auf Zack hält und ebenfalls die Möglichkeit bietet geistig nicht zu „verstauben“. Irgendwie hält einen die jugendliche Lebenskraft selbst jung! Dies ist jetzt eine rein subjektive Auswertung von mir, allerdings haben Kollegen mir dieses Phänomen bestätigt.
Wie bereits erwähnt, ist das Auto der Arbeitsplatz des Fahrlehrers. Wer nicht gern im Auto sitzt, braucht definitiv nicht länger über diesen Beruf für sich nachzudenken. Wer aber gern Auto fährt hat als Fahrlehrer eigentlich ständig mit tollen Autos zu tun. Fahrschulen haben in der Regel aktuelle Fahrzeuge, meistens gut ausgestattet und bleiben allein dadurch ganz gut auf dem Laufenden was die technischen Neuerungen von Fahrzeugen angeht. Tolle Autos zu fahren ist für mich ein eindeutiger Vorteil dieses Berufes.
Wie bei allem im Leben gibt es nicht nur Vorteile, selbstverständlich hat der Fahrlehrerberuf auch Nachteile.
Wir arbeiten in einer Dienstleistungsbranche, was eigentlich immer miese Arbeitszeiten zur Folge hat. Die Fahrlehrerin oder der Fahrlehrer arbeitet zu Zeiten, wo seine Kundschaft Zeit hat; sprich Abends und am Wochenende. Das war also nichts mit geregelten Arbeitszeiten von wochentags 8 bis 16 Uhr. Fragen Sie mal einen Koch nach seinen Arbeitszeiten. Den hat praktisch das selbe Schicksal ereilt. Zu allem Überfluss gibt es auch viele Menschen, die in den frühen Stunden des Tages Zeit haben. Nur in der Mitte bleiben gern Lücken. Familienfreundlich geht anders!
Man sitzt den ganzen Tag. Eigentlich besteht das Leben aus Bewegung, in welcher Form auch immer. Ein Fahrlehrer bewegt sich eher wenig. Der Weg vom Büro zum Auto und zurück ist dann doch nicht das nötige Bewegungspensum, das ein Mensch täglich braucht. Und so kommt es, dass es leicht passiert, dass Fahrlehrer inaktiv werden und aus dem Leim gehen. Dies ist definitiv ein Nachteil, dem nur mit viel Disziplin zu begegnen ist. Und das ist auch nicht jedermanns Ding.
Geduld ist eine Tugend, die dem Menschen nicht unbedingt inhärent ist. Wir alle kennen ungeduldige Lehrer, und keiner wurde gern von ihnen ausgebildet! Jeder Pädagoge hat mit „Dummheit“ zu tun, Sachen, die einfach schwer oder gar nicht verstanden werden. Und, obwohl ich mich selbst als geduldigen Menschen bezeichnen würde, muss ich zugeben, dass auch meine Geduld immer mal wieder auf die Probe gestellt wird. Es gibt Schüler, die es wirklich schwer haben und welche, die einen herausfordern – auch das gibt es.
Hinzu kommt, dass die Schüler nicht nur Fehler machen. Sie machen immer wieder die gleichen Fehler…. und zwar immer wieder. Jeden Tag! Man ertappt sich dabei zur Schallplatte zu werden, die immer wieder das gleiche wiederholt. Dies ist ein Umstand, an dem Lehrer und Pädagogen kaputt gehen können. Sie werden zu Robotern, die den Menschen auf der anderen Seite der Kommunikationslinie vergessen. Und obwohl dies relativ leicht zu bewältigen ist, gibt es viele Lehrer, die diesbezüglich „aufgegeben“ haben – nicht zum Vorteil ihrer Schüler. Am Ende ist die „letzte Lösung“: schreien!
Wenn Sie nun die Vor- und Nachteile gegeneinander abwägen, fangen Sie bitte nicht an, die Anzahl der Wörter der Vorteils-Seite und die der Nachteile zu zählen, um herauszufinden, ob der Fahrlehrer ein annehmbarer Beruf ist oder nicht. Dem ist nicht numerisch zu begegnen. Für alle die Andere gern ausbilden und ihnen gern etwas beibringen möchte, ist der Beruf des Fahrlehrers eine ernstzunehmende Alternative. Ich gehe hier nur so umfangreich darauf ein, in dem Versuch ein vollständiges Bild zu vermitteln. Selbstverständlich muss man das ganze Bild kennen, um sich ein Urteil bilden zu können.
Die Ausbildung
Ein weiterer Vorteil ist, dass die Ausbildung zum Fahrlehrer nicht ewig dauert. So viele Berufe werden auf 3 oder 3 ½ Jahre künstlich in die Länge gezogen, was nicht immer nötig ist. Ich verstehe, dass Lehrlinge als günstige und voll einsetzbare Arbeitskräfte von Unternehmern gern akzeptiert werden. Und nur weil der Gesetzgeber diese Möglichkeit bietet, heißt das nicht, dass dies richtig ist. Der klassische Lehrling kommt aus dem Handwerk, in dem es durchaus Sinn macht ihn über einige Jahre hinweg zu jemanden zu machen, von dem man behaupten kann, dass er diesen Beruf nun beherrscht. Aber Verkäufer, Bürokräfte etc …? Sorry, macht keinen Sinn. Also, dass für die Ausbildung zum Fahrlehrer bummelig ein Jahr benötigt wird, ist durchaus vertretbar.
Was sind denn nun die Voraussetzungen, um Fahrlehrerin oder Fahrlehrer der Klasse BE zu werden?
a) mind. 21 Jahre alt
b) eine abgeschlossene Berufsausbildung oder eine gleichwertige Vorbildung, wie beispielsweise (Fach)Abitur
c) im Besitz des Führerscheins der Klasse BE
d) mind. 3 Jahre Fahrpraxis in der Klasse B
e) der deutschen Sprache mächtig
f) geistig, körperlich und fachlich geeignet
g) man muss in einer Fahrlehrer-Ausbildungsstätte ausgebildet und die dazugehörigen Prüfungen bestanden haben
h) ein, durch eine Prüfung bestandenes praktisches Praktikum in einer Ausbildungsfahrschule
Kann man als Fahrlehrerin bzw. Fahrlehrer Geld verdienen, oder ist es eine brotlose Kunst? Ich würde sagen, es ist wie in jedem normalen Beruf. Klar kann man als Fahrlehrer Geld verdienen! Auch ohne Fahrschüler über den Tisch zu ziehen. Allerdings muss man auch wirklich arbeiten, und nicht nur im Büro rumsabbeln. Zudem muss man so gut arbeiten, dass man weiterempfohlen wird. Die Fahrleherschaft lebt zu mind. 60% von der persönlichen Weiterempfehlung! Wer einfach nicht, oder nur schlecht weiterempfohlen wird, geht meistens mit dem Preis runter und verdient nichts mehr.
Ja, der Beruf des Fahrlehrers ist nicht unbedingt ein klassischer Traumjob, wie Feuerwehrmann oder Arzt! Und ja, es ist auch nicht ein Job, der für jeden etwas ist!
Aber es ist ein Job, der seine Reize und sein Gutes hat. Er lebt von der Lebendigkeit seiner Schüler und vom Geiste der Hilfe an Anderen.
Ein weiterer Aspekt, auf den ich bisher nur beiläufig eingegangen bin, der aber noch seine Erwähnung verdient hat, ist dass ein guter Fahrlehrer mehr Sicherheit auf die Straßen bringt. Dies ist ein durchaus heikler Punkt, da praktizierte Verkehrssicherheit für die Fahrschule schon durch den Gesetzgeber vorgeschrieben ist, allerdings durch die Vorgaben des Gesetzgebers nicht in dem Maße vermittelt werden können, wie es eigentlich behandelt werden sollte. Wer als Fahrlehrer in puncto Verkehrssicherheit „Dienst nach Vorschrift“ macht, landet am Ende mit dem erhobenen Zeigefinger vor seinen Schülern, die Stunden vorher schon „abgeschaltet“ haben. In diesem Bereich gibt es nicht nur sehr viel Nachholbedarf des Gesetzgebers der Fahrschule gegenüber, sondern er bietet auch ein großes und weites Feld für engagierte und gute Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer, die ihren Beruf ernst nehmen.
Und ist der Fahrlehrer jetzt ein Beruf mit Zukunft?
Eindeutig: Ja!
Gerade Deutschland steuert auf ein Verkehrskollaps zu. Es gibt immer mehr Autos auf immer weniger Straßen. Der Drogen und Alkoholkonsum wird trotz immer strengerer Gesetze ein immer größeres Problem. Die Angst vor dem Autofahren nimmt bei immer mehr Menschen zu. Es gibt tausende Führerscheininhaber, die nicht fahren, weil sie nicht das Gefühl haben, dass sie diesem „Krieg auf der Straße“ gewachsen sind. Die Gesetzgebung, die den Straßenverkehr mit all seinen Aspekten behandelt wird immer komplizierter, strenger und teilweise auch unsinniger. Es gibt immer mehr Gesetze, für nicht unbedingt mehr Lebenssituationen!
Und natürlich sind die Lehrberufe und die Pädagogen hier gefordert! Es bedarf engagierter und stolzer Lehrkräfte, die Spaß am Lehren haben und mit Klarheit und Übersicht Dinge vermitteln können. Und für all diese Menschen, habe ich diesen Artikel geschrieben!
Fahrschule Winterhude
Hudtwalckerstraße 11,
22299 Hamburg, Germany
Tel. 040 / 47 1944 47
Fax. 040 / 47 1944 49
WhatsApp. 0151 / 548 42 648